Mittwoch, 6. Juni 2012

Mittelhochdeutsch - Grammatik

Lautverschiebung

Indogermanisch (idg. / Latein)
                                  1. Lautverschiebung
Germanisch ( Englisch / Niederdeutsch / a.s.)
                                  2. Lautverschiebung
(alt-) hochdeutsch (mhd. / (alt) hochdeutsch / oberdeutsch)

Assimilation (Angleichung eines Lautes)

(immer 2 außen n/m – unterschied zum grammatischen Wechsel: immer 2 Konsonanten, die sich unmittelbar folgen)
n               > m               
mb           > mm             kumber > kummer           tumb > dumm
nt              > nd
lt               > ld

Auslautverhärtung

(nach der Aussprache gehen – nicht nur Schreibung)
- im Silben- oder Wortauslaut
b > p                    lobes             > lop
d > t                     snîden           > sneit
g > k (c)              tage               > tac





Kontraktion

(Zusammenziehen – Konsonant, der zwischen zwei Vokalen stand, verschwindet / aus 3               Buchstaben werden 1 – 2 Buchstaben)
Ige > î        lît, lîst                    = liget (er liegt), ligest (du liegst)
                    Phlît                       = phliget (er kümmert sich um etwas), Infinitiv: phlegen

ege > ei    leit, leist              = leget (er legt), legest (du legst)
                    leite, geleit         = legete (er legte), geleget (gelegt)

age > ei     seit, seist            = saget (er sagt), sagest (du sagst)
                    seite, geseit       = sagete (er sagte), gesaget (gesagt
                    kleit, kleite         = klaget (er klagt), klagete (er klagte)
                    gekleit                  = geklaget (geklagt)

ibe > î        gît, gîst                 = gibet (er gibt), gibest ( du gibst), Infinitiv: Geben
                    quît/kît                = (er sagt), Infinitiv: queden (sagen)
abe > â      hân                        = haben



ige, ibe, die                    >  î             liget  >  lît
ege, age (vor t, st)       >  ei          leget  >  leit



 
 







Grammatischer Wechsel

(zuletzt überprüfen, Konsonantenwechsel bei manchen starken Verben zwischen Präsens- und Präteritumform)
Merkspruch:
Frau         <->    Bergers            dürfen        - darben
dicke        <->    Tante                leiden         - gelitten
hat           <->     gerne                ziehen        - zügen
süßen      <->     Reis                   war                         - gewesen

primärer Berührungseffekt

(Stimmtonverlust vor t)
c, k, g, ch            >          h, ch vor t
p, b, pf, ff           >          f vor t
z, tz, zz               >         s, ss

denken – dâhte
dunken – dûhte
bringen – brâhte
decken – dacte/dahte – gedact/gedaht

Brechung

(Ein geschlossenes u wird von einem offenen Vokal (a, e, o) der Folgesilbe zu einem offenen o gesenkt.)
u > o
Bsp.: zugen > gezogen / biegen > wir bugen > gebogen

i/j Umlaut

(Vokal wird zu Umlaut)
a > ä            mahtig       > mätic
u > ü           kunni          > künne
â > ae         mâri            > maere
ô > oe         skôni           > schoen
û > iu          sûri              > siure

Dehnung

(Kurzer Vokal wird lang gesprochen)
Bsp.: mhd. bote > Bote

Monophtongierung

(Aus 2 Lauten wird 1 Laut – Mono 2 zu 1 / tritt nur bei Änderung von mhd. zu nhd. auf)
ie   > i                   mhd. liebe               -          nhd. Liebe
uo > u                 mhd. muot              -          nhd. Mut
üe > ü                  mhd. hüeten           -          nhd. hüten

Diphtongierung

(Aus 1 Laut werden 2 Laute / tritt nur bei Änderung von mhd. zu nhd. auf)
Π    > ei                             mhd. zît        -          nhd. Zeit
û   > au                           mhd. hûs      -          nhd. Haus
iu > eu/äu                     mhd. hiute   -          nhd. heute

Präteritum Präsens

(wizzen, tugen, mugen, gunnen,
turren, durfen, suln und kunnen
müezen sich die Verben nennen, die Präteritum als Präsens kennen.)
mugen > mohte
tugen > tohte
ich weiz > ich wisse
ich muoz > ich muose

starke/schwache Verben

schwache Verben
(Form zum Infinitiv immer Rückumlaut)           
Bildung des Präteritum auf Endung –te
                              loben, lobte, gelobet
      Partizip Perfekt Endung –t

starke Verben
      Bildung des Präteritum durch Änderung vom Stammvokal (=Ablaut)
                             snîden, sneit, gesniten
                  Partizip Perfekt Endung -en
     



Genitive

adnominaler Genitiv
Steht mit einem Nomen/Substantiv und beschreibt ein Verhältnis der Zugehörigkeit. Es tauchen immer 2 Nomen/Substantive auf. (Verwandtschaft, Freundschaft, Körperteile,…)
ir bruoder houbet – das Haupt ihres Bruders
sînes lîbes maht – die Kraft seines Körpers
des hûses ingesinde – die Burgbewohner

Objektgenitiv
Genitiv der vom Prädikat abhängig ist. Genitive nehmen die Funktion eines Objektes ein. Wen oder was gedenken wir? Der Toten. Diesen Genitiv als letztes Prüfen.
eines dinges gern / gerouchen / geniezen / walten / enbern / beginnen / warten

partitiver Genitiv
Beschreibt eine (Menge / Zahl / Teilmenge)
zwelfe küener ritter, ein becher wînes, swaz guotes, ir ietweder, der êren vil, lützel gemaches, er hât des guotes niht
Teilmenge = vil, wênec, mêr, lützel, genuoc, iht, niht

Genitiv der Relation
Bezeichnet einen Bereich/ eine Hinsicht, in der eine Aussage gilt
        vrô eines dinges              froh über etwas
        vol eines dinges               voll von etwas
        vrî eines dinges                               frei von etwas
        arm eines dinges             arm an etwas



Genitiv nach Interjektion
Nach Ausrufen: z.B.: ach, ouwê, wol
        owê des troumes - Ach, der Traum
        wol dich des hôhen teiles! - Wohl dir, dass dir so Hohes zuteil wird!

Genitiv nach niemen wan oder niemen danne
        ob niemen lebete wan sîn unde dîn – wenn niemand lebte als er und du
        er hât hie niemen denne mîn – er hat hier niemenden als mich

Genitives des Ortes und der Zeit
        des morgens reit er ûz – morgens ritt er aus
        er wîsete in des endes – er wies ihm die Richtung


Abhängige Sätze

1. Relativ Sätze
Eingeleitet durch Pronomina (der, diu, daz), relative Adverbien( dâ, dar, dannen, wâ, wâr, swâ, swâr, swannen), relative Partikel (so, und; selten)
Dô saget ez im ir einer, dem ez rehte was bekannt
In eine gruft, dar selten kom des windes luft
Ich bin der hat gewarnet die edelen fürsten rich
Daz ich singe owê von der ich iemer dienen sol
Ergetztet si der leide und ir habet getân




2. Indirekte Fragesätze
Eingeleitet durch Pronomina ( wer, waz, welch, weder) und Frageadverbien (wâ, war, wannen, wanne, wie) (auch „w-satz“ -> einleitungswort w-Wort)
Diu mir kunt tet wer ich was
Von den will ich iu sagen, welch sterke si haben
Daz nieman wizzen kunde, wederez süezer waere, sîn harpfen oder sîn singen
Er weste wole wâ er was
Und sagen iu diu maere, war nach wir her geriten han
Er las daz selbe maere wie ein herre waere

3. Konjunktionale Nebensätze

Temporalsätze (Adverbialsatz der Zeit)
Dô, unz, biz, ê, sît, sô, als
Wir enmugen niht geruowen, ê iz beginne tagen

Konditionalsätze (Bedingungssätze)
Ob
Ob si lache, daz sî mir ein gruoz

Konzessivsätze (Einräumungssätze)
Ob, swie
Daz die ringe von den knien zestuben, swie si waeren îserîn

Kausalsätze (Begründungssätze)
Sît, wan
Sît dich got sô gêret hât, des lâ uns geniezen

Modalsätze (Beschreiben Art und Weise, Mittel oder Begleitunstände einer Handlung. Zu den Modalsätzen gehören auch Vergleichsätze.)
Swie, als, sô
Jâ huoten si ir êren, sô noch die liute tuont















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